Interdisziplinäre Zentren für Dialysezugänge (sogenannte Shuntzentren)
Warum bildet die Weisse Liste das Qualitätssiegel Shuntzentrum bzw. Shuntreferenzzentrum ab?
Zentren, die sich in ganz besonderer Weise und mit hohen Qualitätsansprüchen dem Dialysezugang widmen werden gemeinsam von den vier deutschen Fachgesellschaften für Angiologie, Gefäßchirurgie, Nephrologie und Radiologie ausgezeichnet.
Für die Hämodialyse (Blutwäsche) braucht man einen Zugang zum Blutsystem, idealerweise aus körpereigenem Geweben, Arterien und Venen. Hierbei wird chirurgisch eine Vene an eine Arterie genäht. Die Vene wird dann mit hohem Druck und hohem Fluss durchflossen. Solche stark durchbluteten Venen bezeichnet man auch als Shunt.
Wenn im Verlauf der Dialysebehandlung Flussprobleme des Shunts auftreten, kann entweder operiert oder mit Ballonkathetern erweitert werden. In zertifizierten Zentren besteht neben der besonderen Qualifikationen in Bezug auf den Dialysezugang eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Operateuren, Interventionalisten, die dilatieren und Nephrologen. Es ist wichtig, dass alle genannten Spezialisten rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Für die Erteilung des Zertifikates muss nachgewiesen werden, dass
- Fachnephrologen für Dialysebehandlung rund um die Uhr zur Verfügung stehen und die Patienten über Alternativen beraten können,
- Chirurgen eine hohe Expertise durch eine hohe Anzahl von Shuntoperationen in den vergangenen 10 Jahren aufweisen,
- „Interventionalisten“ zur Verfügung stehen, um fachkundig Gefäßerweiterungen (Dilatationen) durchzuführen. Dies können Angiologen, Radiologen oder auch Gefäßchirurgen sein,
- eine Shuntsprechstunde unterhalten wird, in der die Patienten auch ambulant vorgestellt werden können,
- die Zentren ihre Qualität durch Nachbefragungen erfassen und kontrollieren,
- sich alle Disziplinen Shunt spezifisch fortbilden.
Die Qualität wird durch Besuche von Fachexperten überprüft, die das Zentrum begutachten. Die Fachexperten analysieren Einzelverläufe und überprüfen, ob
- die Behandlung den Leitlinien entspricht,
- die Patienten auch über Alternativverfahren beraten werden,
- auch Komplikationen und Notfälle gut und sicher behandelt werden.
Nur Zentren, die in allen Bereichen gute Ergebnisse vorweisen, dürfen das Zertifikat „regionales Dialysezugangszentrum“ bzw. „interdisziplinäres Shuntreferenzzentrum“ führen. Die Zertifizierungsanforderungen sind auf der Homepage www.clarcert.com.
Was ist ein interdisziplinäres regionales Shuntzentrum?
Zentren, bei denen im Bereich der Chirurgie, der Intervention und der Nephrologie nachgewiesene langjährige Erfahrung besteht. In regionalen Zentren werden mehr als 50 operative Shunteingriffe pro Jahr durchgeführt. Es muss mindestens ein Chirurg tätig sein, der eine hohe Expertise durch eine hohe Anzahl von Shuntoperationen in den vergangenen 10 Jahren aufweist.
Regionale Shuntzentren haben Kooperationsverträge mit anderen Shuntzentren für Vertretungszeiten und für Fälle mit seltene oder sehr schweren Komplikationen.
Was sind interdisziplinäre Shuntreferenzzentren?
Bezüglich der Qualifikation der Interventionalisten und Nephrologen besteht kein Unterschied zum regionalen Zentrum. In Referenzzentren müssen mindestens zwei Chirurgen tätig sein, die eine hohe Expertise durch eine hohe Anzahl von Shuntoperationen in den vergangenen 10 Jahren aufweisen. Referenzzentren führen operative Shunteingriffe in mehr als 200 Fällen pro Jahr durch. Außerdem sind sie apparativ ausgestattet, um auch seltene Komplikationen auf hohem Niveau beherrschen zu können.
Wer vergibt das Zertifikat?
Das Zertifikat wird gemeinsam vergeben durch die
- Deutsche Gesellschaft für Angiologie (DGA)
- Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG)
- Deutsche Gesellschaft für interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie (DEGIR) in der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG)
- Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGFN)
Was sind die Ziele der Zentren
- Optimierung der Organisationsstrukturen und Prozesse.
- Kompetenzvermehrung und Ausbildung.
- Qualitätsmanagement und Qualitätsverbesserung.
- Sammlung und Interpretation qualitätsrelevanter Daten.
- Vermeidung von zentral-venösen Kathetern als „Bridging“.
Welche Besonderheiten bietet der Dialysezugang?
Nach einer operativen Verbindung von Arterie und Vene, der Schaffung eines sog. Shunts, braucht dieser noch viele Wochen zur Reifung. Alternativ können Dialysekatheter implantiert werden, die bis in den Herzvorhof reichen und sofort benutzt werden können. Hier besteht aber eine höhere Infektionsgefahr.
Zur Dialyse wird ein Shunt mit 2 Nadeln punktiert. Durch die Dialysemaschine laufen 300 ml Blut pro Minute. Nach der Dialyse werden die Nadeln entfernt und der Patient hat keinen Fremdkörper mehr am Körper. Probleme können sich dadurch ergeben, dass nicht genug Blut in den Shunt fließt, dass sich Engstellen bilden, dass sich der Shunt verschließt, dass Blutergüsse auftreten, dass das Herz zu sehr belastet wird oder die Durchblutung des Armes nicht mehr perfekt ist.
Für all diese Komplikationen muss abgewogen werden, ob ein operativer Eingriff oder eine Ballondilatation der bessere Weg ist. Dies wird in interdisziplinären Besprechungen unter Hinzuziehung des Nephrologen festgelegt. Der Nephrologe berät auch bezüglich alternativer Verfahren und beachtet dabei die häufig vorhandenen Nebenerkrankungen des Patienten, die ebenfalls bei der Auswahl des Verfahrens berücksichtigt werden müssen.
Wie finden Sie ein zertifiziertes Dialysezugangszentrum?
Auf der weißen Liste werden in Zusammenarbeit mit den Fachgesellschaften die zertifizierten Versorgungszentren mit entsprechendem Hinweis auf die Qualifikation angezeigt. Dialysepatienten sollten darauf achten, ob ein gewähltes Krankenhaus eine Zertifizierung hat.
So gehen Sie vor:
- Wenn auf der Weissen Liste nach einer Shuntoperation, einer Shuntrevision oder einer Dialysekatheteranlage gesucht wird, zeigt die Ergebnisseite an, welche Krankenhäuser passende Zertifikate vorweisen können.
Die Fachgesellschaften veröffentlichen alle zertifizierten Dialysezugangszentren auch auf einer Deutschlandkarte.
Rechtlicher Hinweis:
Die Informationen zu den Dialysezugangszentren sind urheberrechtlich geschützt.